Hallo, dieser Post richtet sich primär an Leute, die ein prinzipielles Interesse an der E-Kohle-Thematik haben. Zuerst zu mir, ich bin 27 Jahre alt und schon ziemlich lange in diesem Forum registriert, bin aber schon lange nicht mehr aktiv gewesen. Ich bin ein ziemlich passionierter Shisha-Raucher und rauche mehrmals täglich, jeden Tag. Ich neige dazu, sehr ausführliche Posts zu schreiben und mich etwas kompliziert auszudrücken. Dies mache ich eigentlich, um ein Thema recht tief und klar zu ergründen, in der Regel führt es aber leider dazu, dass ich nicht verstanden werde. Deshalb ermutige ich alle, die Fragen bei Unklarheiten haben und alle, die Anmerkungen zum Thema haben, diese auch zu posten. Nur bitte keine "Ich finde zur Shisha gehört einfach Kohle" Kommentare. Ich studiere Physikalische Technik, liebe es an der Shisha rumzubasteln und bin sehr erpicht darauf, eine Alternative zur Kokos-Kohle zu finden.
Dies hat primär zwei Gründe: Erstens hat die Kohle, so gut sie auch funktioniert, den Nachteil, dass sie auch immer einen relativ starken Eigengeschmack erzeugt. Diesen zu eliminieren wäre sehr erstrebenswert. Zweitens erzeugt sie aufgrund der unvollständigen Verbrennung, die die Kohle nun mal an sich hat, relativ viel Kohlenmonoxid. Bei mir führt das aufgrund meines hohen Konsums dazu, dass ich anormale Blutwerte habe. Weil sich Kohlenmonoxid sehr schnell und dauerhaft an rote Blutkörperchen (Erythrozyten) bindet, und diese dadurch für den Körper nutzlos werden, bildet er bei mir sehr viele Erythrozyten, um dies auszugleichen. Dadurch wird mein Blut so dick, dass ich beispielsweise kein Blut spenden darf, weil ich die die entsprechenden Grenzwerte überschreite. Ansonsten habe ich keine spürbaren Auswirkungen dadurch, weil sich mein noch einigermaßen junger Körper auf diesen Zustand anpassen kann.
Vor über einem Jahr habe ich damit begonnen, meine eigene Version der E-Kohle zu bauen. Ich wusste anhand von Berichten, dass die käufliche Version zu wenig Leistung erbringt, um genug Rauch zu erzeugen. Deshalb benutzte ich einen Heizdraht aus einem Föhn, welcher um einen Quader aus Porenbeton gewickelt war und durch einen stufenlosen (und erstaunlich günstigen) 10€ Spannungsregler mit Phasenanschnittssteuerung geregelt werden konnte. Dieser hatte eine 1.7 A Sicherung, wurde direkt an das 230 V Netz angeschlossen und hatte eine Leistung von bis zu etwa 170 W. Der Quader war umgeben von einem doppelwandigen Stahlzylinder, welcher innen den Durchmesser meines Tabaktopfes hatte und außen einen etwas größeren Durchmesser als der Tabaktopf. Die Außenwand berührte den Teller und war dementsprechend länger als die Innenwand. Das ganze funktionierte sogar prinzipiell. Jedoch war einerseits der Geschmack bei weitem nicht so gut wie erhofft und andererseits war die (Abstands)Regelung nicht gut genug. Wenn der innere Stahlzylinder den Topf berührte, wurde dieser zu heiß, so dass der Tabak schnell verkohlte. Berührte er nicht den Topf, zog er wohl zu viel Kaltluft, so dass kaum Rauch entstand.
Ich suchte also nach einer Alternative. Ausgehend vom Design der käuflich erhältlichen E-Kohle wollte ich etwas, dass möglichst keinen Eigengeschmack hat. Hochleistungs-Keramik ist aber viel zu teuer, deshalb probierte ich es mit Ton. Dieser wird bei etwa 1200°C gebrannt. Ich erwarb einen speziellen Heizdraht (Kanthal), welcher mit max. 1300°C betrieben werden kann. Ich wickelte ihn zu einer Spirale, welche einen Widerstand von etwa 90 Ohm hatte und baute diese in einen Quader aus Ton ein, welcher etwa die selben Maße hatte wie eine Cococha-Kohle. Das ganze wurde von einer Töpferin gebrannt. Erstaunlicherweise ist das beim Brennen gar nicht gesprungen.
Um ein besseres Verständnis zu haben, maß ich die Temperatur der Cococha-Kohle während des Betriebs mit einem Thermoelement. Es stellte sich heraus, dass die Temperatur an der Unterseite beim Rauchen etwa 550°C beträgt. Und zwar ziemlich konstant. Ich maß dann auch die Temperatur meiner eigenen elektrischen Kohle auf die selbe Weise. 550°C zu erreichen war kein Problem. Allerdings gab es einen starken Temperaturabfall von etwa 100°C, sobald man am Schlauch anzog. Dies ist die Krux an der ganzen Geschichte, welche ich schon von vornherein befürchtete: Bei normaler Kohle ist es so, dass die Temperatur immer konstant bleibt, weil man beim Ziehen gleichzeitig die Wärme abzieht und die Temperatur durch die, vom höheren Sauerstofffluss verursachte, erhöhte Verbrennungsrate (Leistung) erhöht. Bei der E-Kohle ist die Leistung aber immer konstant, wodurch die Temperatur beim Ziehen schlagartig fällt. Man könnte versuchen, dies durch eine elektrische Regelung zu kompensieren, allerdings befürchte ich, dass die nötige Reaktionsgeschwindigkeit viel höher ist, als es die Aufheizrate des Drahtes - oder besser gesagt - des Tonblocks zulässt. Das zweite und wahrscheinlich wesentlich schwerwiegendere Problem ist, dass meine auf Betriebstemperatur gehaltene E-Kohle zu viel Wärme an die Alufolie abgibt. Um eine Temperatur zu erreichen, die zur Rauchentwicklung führt, musste ich eine so hohe Leistung einstellen, dass die Alufolie oft durchbrannte. Dies macht natürlich die gesamte Konstruktion nutzlos. Zudem vermute ich, dass sogar der heiße Ton einen so starken Eigengeschmack hat, dass er den Rauchgeschmack zunichte macht.
Deshalb legte ich das ganze Projekt vor einem halben Jahr enttäuscht auf Eis. Nun, jetzt gibt es inzwischen eine stufenlos regulierbare käufliche Version der E-Kohle. Das ist sehr erfreulich, allerdings hat sie nach wie vor eine Leistung von nur (angeblich) 30 Watt. Da die maximale Spannung allerdings 17 V DC ist und die maximale Stromstärke 3,7 A, komme ich laut Rechnung auf über 60 W. Bei meiner Tonkohle waren mindestens 120 Watt erforderlich, um Rauch zu bekommen. Gut, das kann man nicht direkt vergleichen, weil die Temperatur bei Heizdrahtelementen eigentlich nur von der Stromstärke und dem Drahtdurchmesser abhängt. Bei der käuflich erhältlichen E-Kohle sind es eine geringe Spannung. Mein Problem war, im Nachhinein betrachtet, vielleicht die hohe Spannung von 230 V AC. Dies führt bei der benötigten Temperatur (und somit auch Stromstärke) zu einer sehr hohen Leistung. Ich hatte auch die Möglichkeit eines Spannungswandlers im Kopf, mit dem das ganze bei niedriger Spannung, höherer Stromstärke, geringerem Widerstand und geringerer Leistung betrieben werden kann. Allerdings sind solche Dinger (wir sprechen hier von mehreren Ampere) gar nicht so billig...
Ursprünglich plante ich ja, meine Konstruktion der E-Kohle bei Erfolg in diesem Forum mit Fotos und (leider relativ niedrig aufgelösten) Videos zu präsentieren. Von meiner ersten E-Kohle Version existieren diese Dokumente auch... sogar ein Video, in dem ich erfolgreich damit rauche, ich lies das posten aber aufgrund meiner beschriebenen Erfahrungen dann doch bleiben.
Jetzt möchte ich sie auszugsweise allerdings doch veröffentlichen, um mögliche Verbesserungsvorschläge anzuregen. Falls sich jemand für die erstellten Fotos und Videos der ersten Version meiner E-Kohle interessiert: Sie können unter http://rapidshare.com/files/430536713/Projekt_E-Kohle.rar heruntergeladen werden.
Dies hier ist ein Quasi-Repost. Aber ich dachte, dass das Thema so umfangreich und interessant ist, dass es seinen eigenen Faden verdient.